We Care, Risikomanagement und das Lieferkettengesetz
6. Juli 2022

Das Risikomanagement, seit jeher ein wichtiges Instrument der Unternehmensführung, bekommt Themenzuwachs. Neben klassischen Finanz-, Produkt- oder Software-Risiken betrachten Analysten nun auch die Nichtbeachtung von Menschenrechten und Sozialstandards in der Lieferkette als potenzielle Risikofaktoren. Diese Erweiterung um ein zentrales Thema der Nachhaltigkeit liegt freilich nicht in einem Bewusstseinswandel, sondern im Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz begründet. Ab Januar 2023 gilt: Unternehmen, die nicht „compliant“, also nicht gesetzeskonform bei der Einhaltung von Menschenrechten entlang ihrer Lieferketten sind, müssen mit Strafen rechnen.

Die Folge: Viele Unternehmen passen derzeit ihre Lieferkettenstrukturen und -prozesse an, verändern sie oder gestalten sie gar neu. Eine andere Gruppe dagegen schaut vergleichsweise entspannt auf das neue Gesetz, denn sie nutzen den Managementstandard We Care. Auch wenn die primäre Motivation von We Care nicht die Erfüllung des Lieferkettengesetzes ist – der Standard will Nachhaltigkeit systematisch in Unternehmen verankern und voranbringen – so sind We-Care-zertifizierte Unternehmen dennoch sehr gut vorbereitet. Das bestätigen praktisch alle zertifizierten Anwender. Der Grund liegt im Aufbau des Standards. Von den vier Handlungsfeldern ist der Bereich Lieferkettenmanagement der umfangreichste.

We Care ist ein an Verbesserungen ausgerichteter Standard, d. h. die Anwender können systematisch ihre internen Prozesse im Sinne der Nachhaltigkeit immer weiter optimieren. Hier treffen sich We Care und das klassische Risikomanagement. Trotz unterschiedlicher Ziele geht es beiden Instrumenten auch darum Chancen zu identifizieren und im Idealfall daraus Innovationen entstehen zu lassen. Allerdings: Ein Unternehmen, das die Anpassungen für das Lieferkettengesetz nur unter dem Aspekt der Risikominimierung betrachtet, bleibt zwangsläufig auf der Ebene von Strukturen und Prozessen stehen. Einen Schritt weiter sind We-Care-Unternehmen, denn sie übernehmen Verantwortung, sprich ihre Sorgfaltspflichten in der Regel auch aus einem intrinsischen Anspruch. Damit leisten sie für den sozialen und auch ökologischen Umbau der Wirtschaft einen weitergehenden, weil systemischen Beitrag. Nachhaltigkeit ist nun mal auch eine Frage der Haltung.