Alexander Drees, Geschäftsführer beim Bio-Honigpionier Walter Lang GmbH, und Maren Walter, externe Nachhaltigkeits- und We Care-Beraterin für Nachhaltigkeit, sprechen mit der Redaktion über den großen Nutzen des We-Care-Standards und einen aus ihrer Sicht noch fehlenden Aspekt.
Frau Walter, Sie haben die Entwicklung des We-Care-Standards noch in Ihrer Zeit bei Lebensbaum von Anfang an begleitet. Fast zwei Jahre nach dem offiziellen Start: Welches Résumé treffen Sie aus Anwendersicht?
Maren Walter: Dieser Standard war überfällig, vor allem um Nachhaltigkeit in Unternehmen systematisch voranzubringen. Von dieser Möglichkeit können gerade jene Unternehmen profitieren, die noch etwas unstrukturiert arbeiten, bzw. jene, die Nachhaltigkeit als Grundhaltung im gesamten Unternehmen etablieren wollen. Darüber hinaus ist We Care auch ein sehr gutes Managementsystem, um sich auf das Lieferkettengesetz vorzubereiten.
Also alles bestens nach zwei Jahren?
Alexander Drees: Wir kennen keinen anderen Standard, der wie We Care die ganze Wertschöpfungskette betrachtet, zusammenhängende Prozesse abbildet und dazu die Beweisbarkeit von Nachhaltigkeitsaussagen ermöglicht. Deswegen arbeiten wir bei der Walter Lang GmbH mit We Care. Allerdings entwickelt sich der Markt weiter und damit auch die Anforderungen an ein solches Managementsystem.
Was meinen Sie damit?
Alexander Drees: Der Bio-Markt verändert sich rasant. Zwei Entwicklungen möchte ich hervorheben. Viele Bio-Unternehmen befinden sich nicht mehr in der Hand ihrer Gründer, sondern sind inzwischen Marken anderer Unternehmen, zum Teil sogar größerer, konventioneller Unternehmen. Und schon lange ist der LEH mit seinem Bio-Angebot sehr stark. Beide Erscheinungen haben dazu geführt, dass immer mehr Private Label-Bio-Marken angeboten werden. Auch für Pioniere wie Walter Lang GmbH ist dieses Segment längst ein wichtiger Umsatzträger geworden. Wir stellen inzwischen mehr Private Label her als eigene Marken.
Das betonen Sie, weil…
Alexander Drees: We Care bislang nur eine Unternehmens-, und erst darauf aufbauend eine Produktzertifizierung zulässt. Wir glauben, dass durch diese Fokussierung auf das gesamte Unternehmen zwar ein sehr hoher Anspruch bei den zertifizierten Unternehmen ermöglicht, gleichzeitig aber die Realität am Bio-Markt nur zum Teil abgebildet wird. Könnten wir auch einzelne Produkte We Care zertifizieren lassen, wenn wir als Hersteller die komplette Lieferkette verantworten, und dies dann mit einem gesonderten We-Care-Logo auf dem Produkt kommunizieren, würde dieser Standard nicht nur für uns, sondern für den gesamten Markt die dringend benötigte höhere Bedeutung bekommen.
Dann könnten wir auch für große Unternehmen, die nicht nur Bio-Produkte im Markt haben, We-Care-zertifizierte Produkte herstellen. Und für die Verbraucher wird We Care viel flächendeckender sichtbar. Momentan bremst der hohe Anspruch die Bekanntheit von We Care.
Stellt denn nicht genau dieser hohe Anspruch den Kernnutzen für Unternehmen dar?
Solche tiefgreifenden Verbesserungen würden bei einer Produktzertifizierung kaum erfolgen.
Maren Walter: Das herstellende Unternehmen müsste ja nach wie vor alle Ansprüche von We Care erfüllen. Einzige Änderung wäre, dass der Inverkehrbringer nicht auch noch zertifiziert sein muss. Dafür ist meine Vision eben ein separates We-Care-Produktsiegel. Damit deutlich wird, das hier bezieht sich auf das Produkt und nicht den Markeninhaber. Dann müsste man die
Nach zwei Jahren We Care: Sie würden den Standard auch anderen Unternehmen empfehlen?
Alexander Drees: Ja, unbedingt. Der Aufwand bis zur Zertifizierung ist zwar groß, dafür ist der Nutzen umso größer. Und in Zeiten des Fachkräftemangels kommt noch ein wichtiger Punkt dazu: Durch We Care erarbeitet man sich auch Antworten auf die Frage, wie man ein guter Arbeitgeber wird. Wenn ein Unternehmen die Sinnfrage durch nachhaltige Strukturen beantworten kann und darüber hinaus eine attraktive Arbeitsgemeinschaft ermöglicht, dann sind das unschlagbare Argumente für Bewerber.
Das Gespräch führte Volker Laengenfelder.