Prozesse in Form gießen
Interview mit Felix Riegel vom Riegel Peter Weinimport GmbH – 31. Mai 2021

Riegel Peter Weinimport GmbH ist eines der ersten We-Care-zertifizierten Unternehmen. Wir sprachen mit dem Geschäftsführer Felix Riegel über seine Erfahrungen rund um den Zertifizierungsprozess.

Herr Riegel, auf Ihrer Unternehmens-Website zeigen Sie sieben verschiedene Siegel und Zertifizierungen. Weshalb mit We Careein weiteres?

Felix Riegel: Eine Zertifizierung ist immer mit Aufwand verbunden. Es muss für uns deshalb ein konkreter Nutzen entstehen, wenn wir uns aus freien Stücken einer externen Prüfung unterziehen. Grundsätzlich betrachten wir anspruchsvolle Zertifizierungen als Chance, uns als Unternehmen weiterzuentwickeln, zum Beispiel bei unseren Nachhaltigkeitsprozessen. Diesen Anspruch unterstützt We Care, insbesondere beim Thema Lieferkette. Wir haben durch We Care externe Impulse bekommen und können jetzt unsere eigene Arbeit besser überprüfen. Und wenn We Care dann auch noch eine Lücke zu anderen Standards schließt und gleichzeitig bestehende Zertifizierungen integriert, dann steht für uns der Nutzen außer Frage.

Nun ist bei Riegel im Vergleich zu produzierenden Unternehmen das Lieferkettenmanagement nicht sehr komplex, auch haben Sie wenig Risikoherkünfte.

Felix Riegel: Das ist richtig, aber ich kann ja nur für unsere Strukturen sprechen. Im Bereich des Umweltmanagements waren wir sehr gut auf das Audit vorbereitet. Wir arbeiten zum Beispiel an unseren Standorten klimaneutral, wir haben einen Umweltbericht veröffentlicht. Es war also hier bereits viel angelegt, dadurch mussten wir in diesem Bereich kaum nacharbeiten. Anders war es beim Lieferkettenmangement und der Unternehmensführung. Das liegt zum einen an unserer vergleichsweise geringen Unternehmensgröße und zum anderen an vielen eingespielten, jedoch nicht standardisierten Abläufen mit unseren Partnern.

Sie meinen auf Zuruf arbeiten, weil man sich gut kennt?

Felix Riegel: Das funktionierte bei uns, weil wir mit unseren Winzern und anderen Partnern seit vielen Jahren vertrauensvoll zusammenarbeiten. Mit We Care mussten wir unsere Prozesse in Form gießen. Das war zunächst mit Aufwand verbunden, professionalisiert letztlich aber unser Arbeiten. Ein kleines Beispiel: Unser Bekenntnis zur Nachhaltigkeit mussten wir an unsere Lieferanten kommunizieren, auch in Englisch, obwohl allen unseren Partnern dieser Aspekt längst bekannt war. In Hinblick auf künftige Partner macht so eine Aussage aber Sinn. Oder unsere Vor-Ort-Besuche: Schon vor We Care haben wir unsere Lieferanten regelmäßig besucht. Wir hatten ein sehr gutes Bild, wie sie arbeiten, allerdings haben wir uns dabei vielfach auf unsere persönlichen Erfahrungen verlassen. Auch wenn dieser Ansatz letztlich erfolgreich war, so machen wir durch We Care dieses Bauchgefühl jetzt darstell- und messbar. Jetzt sind unsere Prozesse mit spanischen Partnern einheitlich mit jenen für unserer südafrikanischen Partner. Für unsere Lieferanten bedeutet das sicherlich mehr Dokumentation, auch müssen sie Antworten auf unsere zusätzlichen Fragen bereitstellen. Das mag bürokratisch klingen, ist jedoch für uns absolut hilfreich, weil wir dadurch unsere Prozesse transparent und nachvollziehbar machen. Gerade vor dem Hintergrund der immer größeren öffentlichen Sensibilität zu Fragen von Fairness entlang der Lieferkette ist diese Transparenz enorm wichtig.

Was bedeutet für Sie in diesem Zusammenhang „fair“?

Felix Riegel: In einem Satz: Wenn wir auf der ganzen Lieferkette den Menschen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen und sie von ihrer Arbeit gut leben und sich weiterentwickeln können.

Auch wenn das Lieferkettengesetz noch nicht für Riegel gelten wird: Fühlen Sie sich gewappnet?

Felix Riegel: Durch unsere Arbeitsweise und durch We Care blicken wir entspannt auf ein möglicherweise in Zukunft auch für uns geltendes Lieferkettengesetz. Zum einen haben wir zu allen Handelsstufen einen direkten Kontakt, wir kennen alle Winzer und Produzenten persönlich und fahren regelmäßig zu ihnen. Zum anderen sind unsere Prozesse durch We Care und IFS standardisiert und wir dokumentieren entsprechend. Diese Kombination gibt meines Erachtens den Regularien des Lieferkettengesetzes die notwendigen Antworten.

Wie fassen Sie Ihre Erfahrungen mit dem Zertifizierungsprozess zusammen?

Felix Riegel: We Care ist dann sinnvoll, wenn man im Bereich der Nachhaltigkeit bereits aktiv ist und ergebnisoffen in den Zertifizierungsprozess hineingeht, das heißt wenn man bereit ist seine eigenen Prozesse durch We Care auf den Prüfstand zu stellen. Wem es aber eine Last ist Dinge im eigenen Unternehmen zu verändern, der sollte es sein lassen. Wir bei Riegel haben durch We Care gelernt und uns in puncto Nachhaltigkeit und Prozesse nochmals weiterentwickelt.

Das Gespräch führte Volker Laengenfelder.

Felix Riegel (38) leitet Riegel Bioweine seit 2021 in zweiter Generation. Das 1985 gegründete Familienunternehmen mit Sitz in Orsingen am Bodensee ist ein Importeur und Großhändler ökologischer Weine und zählt zu den führenden Unternehmen der Weinbranche in Deutschland. Rund 100 Mitarbeitende betreuen und vermarkten mehr als 1.000 Weine aus aller Welt von über 200 Winzern.

Felix Riegel, Geschäftsführer Riegel Peter Weinimport GmbH