Eine Welle ist durch das Unternehmen gegangen
Interview Madeleine Kröger – 15. März 2022

Im We-Care-Standard heißt es: „Das Unternehmen legt Prozesse fest, um seinen Sorgfaltspflichten nachzukommen.“ Was auf dem Papier so trocken daherkommt, kann ganz praktische und auch erstaunliche Effekte verursachen, weiß Madeleine Kröger von Davert zu berichten. Mit der Nachhaltigkeitsmanagerin sprachen wir über Veränderungen durch We Care.

Frau Kröger, auf der Davert Website schreiben Sie, die We-Care-Zertifizierung sei für das Unternehmen „sehr wertvoll“. Was genau meinen Sie damit?

Madeleine Kröger: Den Nutzen erfahren wir auf verschiedenen Ebenen. Zum einen haben wir durch die Zertifizierung ein Instrument, um Nachhaltigkeit in der Lieferkette gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern unserer Produkte zu kommunizieren. Wir können ihnen jetzt sagen, dass wir eine unabhängige Bestätigung für unser Nachhaltigkeitsengagement haben – und das stärkt unsere Reputation. Der andere, für uns derzeit viel bedeutsamer Aspekt ist, dass wir durch We Care einen internen Wandel erleben. 

Inwiefern Wandel?

Madeleine Kröger: Vor allem haben wir unsere internen Strukturen professionalisiert, das heißt unsere Prozesse klarer beschrieben, weiterentwickelt und in manchen Bereichen auch neu geschaffen. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass durch die Zertifizierung immer mehr unserer Mitarbeitenden mit dem Thema Nachhaltigkeit in Kontakt kommen. Denn die Folgeaudits führen zwangsläufig dazu, dass sich viele unserer Kolleginnen und Kollegen stärker mit Nachhaltigkeitsthemen auseinandersetzen müssen. Sie wissen, dass zu einem bestimmten Termin ein Auditor ins Haus kommt und dann die Einhaltung der Prozesse im Sinne von We Care prüft. Interessanterweise empfinden unsere Mitarbeitenden das jedoch weniger als Druck, sondern im Gegenteil mehr als Motivation. Sie wollen sich für mehr Nachhaltigkeit engagieren, sie wollen etwas Sinnvolles in die Welt setzen. Hinzu kommt, dass sich die Ziele von We Caremit unseren Unternehmenswerten decken, auch das motiviert. Ich kann also mit Fug und Recht sagen, dass durch We Care eine positive Welle durch das Unternehmen gegangen ist und wir damit auch unseren Teamgedanken stärken konnten.  

Nun ist jeder Standard ein erklärungsbedürftiges Instrument. Was antworten Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen, wenn diese sie fragen, was We Care eigentlich ist?

Madeleine Kröger: Ich sage ihnen, dass dies im Prinzip ein Qualitätsmanagementsystem sei, nur eben für die Bereiche Mitarbeiterverantwortung, Lieferkettenverantwortung, Unternehmensführung und Umweltmanagement. Und dann erwähne ich noch die Prozesse, deren Dokumentation sowie die Risikoanalysen. Hilfreich ist auch der Hinweis, dass sich We Care für alle Bereiche außerhalb der Herstellung unseres Produktes selbst interessiert. Mit dieser ersten, stark vereinfachten Erklärung fahren wir in der internen Kommunikation sehr gut.

Bleiben wir bei der Kommunikation. Was sagen Sie zu We Care auf der B2B-Ebene, also gegenüber Ihren Partnern in der Lieferkette?

Madeleine Kröger: Wir professionalisieren ja nicht nur unsere internen Prozesse, sondern in diesem Zusammenhang auch die Zusammenarbeit mit unseren Partnern. Der Standard ist für uns eine Hilfestellung, weil wir nicht mit allgemeinen Floskeln wie zum Beispiel „Wir wollen faire Geschäftsbedingungen“, sondern mit konkreten Punkten auftreten, das heißt, wir können jetzt genau sagen, was der Standard unter Fairness versteht und wie wir da hinkommen. Wir können jetzt auch viel besser erklären, was wir unter Eigenverantwortung verstehen – und woran sie gemessen wird. In ein bis zwei Jahren werden wir mehr wissen, weil wir dann die Veränderungen sowohl bei unseren Lieferanten als auch bei unseren Handelspartnern erkennen und evaluieren können.

Was bedeutet diese enge Kommunikation für Ihre Partner in Risikoländern?

Madeleine Kröger: Wir beziehen tatsächlich einen großen Teil unserer Rohwaren aus Risikoländern. Damit gewinnt für uns eine gute Risikoanalyse an Bedeutung. Dank der We-Care-Zertifizierung konnten wir unsere Risikoanalyse überarbeiten, d. h. wir nutzen jetzt auch das Analyse-Tool der Online-Plattform SEDEX und können so bestimmte Schwerpunkte setzen, zum Beispiel bei einem erhöhten Risiko für Kinderarbeit. Wenn wir bei einem unserer Partner die Möglichkeit eines solchen kritischen Themas feststellen, suchen wir immer gemeinsam nach individuellen Lösungen. Und in diesem Jahr fangen wir auch selber an die Einhaltung von Sozial- und Umweltmanagementstandards zu prüfen, dabei orientieren wir uns an der Methodologie von SMETA.

Haben Sie solche weit- und tiefgreifenden Veränderungen im Vorfeld der We-Care-Auditierung erahnt?

Madeleine Kröger: Wir hatten natürlich Erfahrungen mit anderen Standards wie ISO 14001, allerdings noch nicht mit einem so übergreifenden Standard wie We Care. Auf einen Veränderungsprozess waren wir somit eingestellt, dass dieser so grundlegend und unsere Unternehmenskultur beeinflussend sein würde, war für mich dann schon eine Überraschung – eine positive.

Das Gespräch führte Volker Laengenfelder.

Madeleine Kröger (29) ist Nachhaltigkeitsverantwortliche bei Davert. Der Bio-Pionier und Spezialist für Reis, Hülsenfrüchte und Getreideprodukte gehört seit 2018 zur schwedischen Midsona Gruppe. Davert (nun: Midsona Deutschland) hat 271 Mitarbeitende bei einem Umsatz von 81,9 Mio. Euro (2021).