Echter Klimaschutz statt Kompensation

4. Dezember 2024

Unternehmen sollten, damit sie die We-Care-Zertifizierung erhalten, eine Bilanzierung ihrer Treibhausgasemissionen vornehmen. Und sie sollen darstellen, wie sie ihre Bilanz künftig verbessern werden. Dies kann über eine Verringerung der eigenen Emissionen oder über eine Kompensation erfolgen. Mit welcher Methode die Unternehmen hier vorgehen, bleibt ihnen überlassen. Der lange Zeit übliche Kauf von Klimazertifikaten ist jedoch mit Risiken behaftet. Denn in den wenigsten Fällen lässt sich die Wirksamkeit glaubhaft überprüfen. Auch das Prinzip der Zusätzlichkeit, wonach nur Projekte als klimawirksam anerkannt werden, die zusätzlich und ohne Kompensationsgeld entstehen, ist nur schwer zu erfüllen. Was also tun? Gerade für Bio-Unternehmen bieten sich zwei naturbasierte, eng mit der Landwirtschaft verknüpfte Ansätze zur CO2-Reduktion an: zum einen die Wiedervernässung von Mooren, zum anderen die Agroforstwirtschaft.

So können Agroforstsysteme, also der Anbau landwirtschaftlicher Kulturen gemeinsam mit Bäumen und Sträuchern, eine Kohlenstoff-Senke darstellen. Gehölzstreifen aus schnellwachsenden Baumarten dienen gleichzeitig der Produktion von Energieholz oder bieten Weidetieren Schutz vor zu viel Sonne oder Regen. Hecken als Windschutz vermindern zudem die Bodenerosion erheblichund erhalten die Artenvielfalt. Schließlich nimmt auch die Bodenfruchtbarkeit durch stärker geschlossene Nährstoffkreisläufe zwischen den Ackerkulturen und den Holzgewächsen zu.

Positive Effekte hat auch die Wiedervernässung von Mooren. Rund 90 Prozent der Moorflächen in Deutschland sind trockengelegt, allein aus ihnen entweichen mehr als sieben Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen. Der Wiedervernässung, durch die der im Torf gebundene Kohlenstoff nicht mehr in die Atmosphäre entweicht, kommt daher eine enorme Bedeutung bei der Minderung der Kohlenstoffemissionen zu. Die größte Hürde besteht allerdings darin, die Flächeneigentümer:innen zur Umstellung zu motivieren, denn die meisten Moorböden befinden sich in Privatbesitz und werden (land-)wirtschaftlich genutzt. Doch auch bewässerte Moorböden lassen sich wirtschaftlich nutzen, zum Beispiel durch Paludikultur. Dabei werden Schilf oder Rohrkolben angebaut und geerntet. Auch Pflanzen zur Energiegewinnung aus Biomasse oder Torfmoose als Torfersatz können angebaut werden. Das BMEL fördert die Wiedervernässung von Mooren.

Mit beiden Ansätzen unterstützt man die Landwirtschaft zu einer nachhaltigen Entwicklung und leistet gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

We Care und FiBL Deutschland setzen sich aktiv dafür ein, Klimaschutzbeiträge durch praxisorientierte, naturbasierte Ansätze zu fördern. Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit myclimate und Silvacultura wird derzeit ein innovatives Agroforstprojekt entwickelt, das eine nachhaltige Alternative zu traditionellen Kompensationszertifikaten bietet. Ziel ist es, durch die

Implementierung von Agroforstsystemen aktiv zur CO2-Reduzierung beizutragen. Unternehmen, die solche Projekte umsetzen möchten, können dies im Rahmen ihrer We-Care-Zertifizierung dokumentieren.

We Care bietet und vermittelt zudem gezielte Beratung für Unternehmen an, die ihre Klimabilanz mit nachhaltigen und innovativen Klimaschutzbeiträgen verbessern möchten.

Wer mehr zu dem gemeinsamen Agroforstprogramm von myclimate und FiBL als aktiver Klimaschutzbeitrag erfahren will, wendet sich an den We-Care-Koordinator Axel Wirz, axel.wirz@fibl.org.